Drei Jahre lang jeden Cent an die Bank – für viele Ältere in Deutschland ist das traurige Realität.
Immer mehr ältere Menschen in Deutschland stecken tief in den roten Zahlen. Wer im Jahr 2024 Hilfe bei der Schuldnerberatung suchte, brachte im Schnitt Schulden in Höhe von 32.976 Euro mit – doch bei Seniorinnen und Senioren ab 65 Jahren lag der Betrag mit 46.847 Euro deutlich höher. Die Zahlen stammen aus einer aktuellen Erhebung des Statistischen Bundesamts, die Daten von über 182.000 Ratsuchenden auswertet.
Besonders dramatisch: Im Schnitt müssten Menschen ab 65 rund drei Jahre lang ihr komplettes monatliches Nettoeinkommen aufwenden, um schuldenfrei zu werden. Zum Vergleich: Bei den unter 25-Jährigen reichen rechnerisch elf Monate. Damit zeigt sich ein eklatantes Missverhältnis zwischen Schuldenhöhe und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit im Alter.
Wer ist betroffen – und warum?
Singles sind im Schnitt mit 30.858 Euro verschuldet – Männer sogar mit 33.083 Euro, Frauen mit 27.650 Euro. Für viele gibt es keinen Partner, der helfen oder auffangen kann. Und wenn dann noch Schicksalsschläge wie Krankheit, Sucht oder ein Unfall hinzukommen, wird es finanziell eng: Diese Ursachen waren mit 18,1 Prozent der häufigste Auslöser für Überschuldung – knapp gefolgt von Arbeitslosigkeit (17,4 Prozent).

Auffällig sind auch die Unterschiede zwischen den Generationen: Während Ältere vor allem mit Bankschulden kämpfen (59 Prozent, im Schnitt 23.790 Euro), tragen Jüngere meist deutlich kleinere Beträge – dafür aber oft gegenüber Telekommunikationsunternehmen. Ganze 57 Prozent der unter 25-Jährigen hatten offene Forderungen bei Mobilfunkanbietern, im Schnitt in Höhe von 1.559 Euro. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam kürzlich auch eine Verivox-Auswertung.
Der Statistik zufolge geraten aber nicht nur wirtschaftlich Schwache in Not – sondern auch Menschen, die lange im Berufsleben standen und im Alter plötzlich mit niedriger Rente und steigenden Lebenshaltungskosten zurechtkommen müssen. Die Zunahme von Konsumkrediten im Ruhestand und die fehlende finanzielle Rücklage für Krisensituationen verstärken das Problem.
Strategien gegen Schulden im Alter
Wenn euch die Schulden über den Kopf wachsen, lasst euch frühzeitig beraten – am besten dort, wo ihr euch wohlfühlt. Es gibt mittlerweile aufsuchende Angebote, die direkt zu euch nach Hause kommen oder in Treffpunkten wie Seniorencafés beraten (zum Beispiel über die Diakonie Deutschland organisiert). Zudem gibt es Online-Beratungen, etwa bei der Caritas. Klärt gemeinsam eure Finanzen, beantragt staatliche Hilfen und besprecht mit Experten, wie ihr Zahlungsziele mit Gläubigern neu verhandeln könnt.
Auch eine Umschuldung kann euch Luft verschaffen. Prüft regelmäßig eure Kreditverträge und fasst teure Kredite zusammen – so spart ihr Zinsen und senkt eure monatliche Belastung. Holt euch unabhängige Beratung und vergleicht die Angebote sorgfältig.
Behaltet den Überblick: Führt eine Liste aller Verbindlichkeiten, kontrolliert regelmäßig eure Schufa-Daten und zahlt Rechnungen pünktlich. Lasst euch nicht von unseriösen Kreditangeboten täuschen – echte Beratung ist kostenlos und verlangt kein Geld im Voraus.